Auftragseingänge in wichtigen Branchen
Die Konjunktur einer Volkswirtschaft verläuft in Zyklen. Einer Phase der Stagnation folgt demnach ein sich selbst verstärkender Aufschwung, der in einen Boom mündet und schließlich durch einen Abschwung wieder in der Stagnation endet.
Das Auf und Ab trifft nicht alle Teile der Wirtschaft gleich. Ein Nahrungsmittelhersteller wird sich um den Zustand der Konjunktur kaum Sorgen machen –gegessen wird schließlich immer. Ähnlich verhält es sich mit Versorgerbranchen oder dem medizinisch-pharmazeutischen Sektor. Diese Zweige sind für die Diagnose der konjunkturellen Entwicklung unbrauchbar. Für Frühindikatoren sind Sektoren wichtig, die aller Erfahrung nach sehr früh im Konjunkturzyklus Veränderungen wahrnehmen. Steckt die Wirtschaft in einer Rezession, beginnt in diesen Branchen der Aufschwung und befindet sich die Wirtschaft in einer Boomphase, beginnt bei den für Frühindikatoren wichtigen Branchen bereits der Abschwung.
Typische Branchen, deren Situation für konjunkturelle Frühindikatoren herangezogen wird, sind die Stahlbranche, die Chemiebranche und der Maschinenbau. Um die Situation der Unternehmen dieser Zweige der Wirtschaft zu erfassen, sehen sich Ökonomen die Auftragseingänge sowie verschiedene preisliche Entwicklungen an. Der wichtigste Bestandteil sind jedoch die Auftragseingänge.
Erhalten die Unternehmen einer zyklischen Branche (so werden konjunktursensitive Sektoren der Wirtschaft im Finanzjargon genannt) mehr Aufträge, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur dabei ist, sich aus einer Talsohle zu lösen. Umgekehrt indiziert ein Auftragseinbruch, dass ein Abschwung naht.
Die Auftragseingänge einzelner Branchen werden in Deutschland vom Statistischen Bundesamt ermittelt und bekannt gegeben. Die Veröffentlichung erfolgt zu vorab bekannten Terminen, auf die sich Trader einstellen sollten. Je nach Umfeld werden die Auftragseingänge mal mehr und mal weniger beachtet. Von besonderer Bedeutung für den Euro sind die Auftragseingänge im deutschen Maschinenbau, der als Schlüsselindustrie der deutschen Wirtschaft (die die mit Abstand größte in der Eurozone ist) gilt. Wartet der Markt sehnsüchtig auf positive Zeichen für die EU-Konjunktur, führt ein überraschend hoher Anstieg der Auftragseingänge nicht selten zu einem Anstieg des Euros gegenüber anderen Währungen.