Yellen statt Summers: Märkte hoffen auf noch mehr billiges Geld
Die Märkte frohlocken: Larry Summers wird nicht Nachfolger von US-Notenbankchef Ben Bernanke. Stattdessen steht Janet Yellen ganz oben auf der Kandidatenliste. Die Arbeitsmarktexpertin gilt als Verfechterin der Politik des billigen Geldes – jedenfalls hoffen die Märkte, dass der Ausstieg aus dieser sich nach dem Abgang von Bernanke noch einige Zeit hinziehen wird.
Wie so oft in den vergangenen Monaten ist die Aussicht auf billiges Geld den Marktteilnehmern wichtiger als Konjunkturdaten oder geopolitische Entwicklungen. Der Deutsche Aktienindex markierte im Verlauf des Montags einen neuen Höchststand bei mehr als 8600 Punkten. Auf die Landtagswahlen in Bayern am vorangegangenen Sonntag dürfte dies kaum zurückzuführen sein: Der Wahlausgang macht die Stimmenverteilung bei der am Sonntag anstehenden Bundestagswahl noch schwerer einzuschätzen.
Bundestagswahl kein Thema
Die Bundestagswahl ist an den Märkten kein Thema, obwohl sie zumindest theoretisch für viele Fragen der Euro-Krisenpolitik von Bedeutung sein kann. Die Märkte kalkulieren vermutlich damit, dass eine konservativ dominierte Regierung den bisherigen Kurs fortsetzen und eine links dominierte Regierung eine noch größere Bereitschaft zur Haftungsübernahme an den Tag legen würde – für die Märkte kurzfristig eine positive Aussicht.
Ein möglicherweise erfolgreiches Abschneiden der eurokritischen Partei „Alternative für Deutschland“ wird an den Märkten weniger gefürchtet. Dass die Partei, sollte sie wie von mehreren Prognoseinstituten für möglich gehalten in den Bundestag einziehen, sofort maßgeblichen Einfluss auf die Politik ausüben wird gilt als sehr unwahrscheinlich. Umgekehrt könnte ein starkes Abschneiden der Partei aus Sicht der Märkte eine unliebsame Überraschung darstellen, wenn sich die Bildung einer stabilen Regierung als schwierig darstellt.
Draghi: Konjunktur fragil, extremes Ereignis unwahrscheinlicher
Die Konjunktur in der Eurozone bleibt weiterhin schwach – woher Impulse kommen sollten bleibt weiter unklar. Das sieht auch EZB-Präsident Mario Draghi so. Am Montag äußerte er bei einer Veranstaltung des BDI: „„Die Erholung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Wirtschaft bleibt fragil“.
Der Notenbankchef machte bedeutende Fortschritte bei der Krisenpolitik aus. Nicht zuletzt die Ankündigung der EZB, bei Bedarf in großem Umfang Staatsanleihen schwächelnder Krisenstaaten zu kaufen, habe dazu beigetragen. Das Risiko eines „extremen Ereignisses“ in der Euro-Zone habe abgenommen.
Die Aussicht auf anhaltend billiges Geld in der Euro-Zone wurde am Montag durch neue Zahlen zur Inflationsentwicklung bestärkt: Im August ging die Teuerungsrate in der Währungsunion auf 1,30 nach 1,60 Prozent im Juli zurück. Die EZB sieht bei Werten knapp unter 2,00 Prozent Preisstabilität gewährleistet.
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