Forex Broker im Ausland: Liquiditätsvorteil durch nachgelagerte Besteuerung
Forex Broker im Ausland werben mit „steuerlichen Vorteilen“: Da die Kapitalertragssteuer nicht direkt einbehalten, sondern vom Kunden selbst abgeführt wird, können sich tatsächlich Liquiditätsvorteile ergeben. Schlechtere Konditionen im Handel rechtfertigt das aber keinesfalls.
Broker mit Sitz in Deutschland sind steuerrechtlich betrachtet Zahlstellen, die für das Finanzamt die Abgeltungssteuer erheben und abführen. Für Broker mit Sitz im Ausland gilt das nicht – auch, wenn sich der Sitz in der EU befindet und in Deutschland eine Zweigniederlassung unterhalten wird. Es ist keinesfalls mit Steuerbetrug gleichzusetzen, wenn bei einem ausländischen Broker ein Handelskonto eröffnet wird: Steuerliche Vorteile lassen sich dadurch nicht realisieren.
Forex Broker in UK werben mit vermeintlichen Steuervorteil
Deutsche Broker ziehen die anfallende Abgeltungssteuer nach jedem Trade ab. Das ist seit der Einführung der Steuer im Jahr 2009 bei allen Kapitalerträgen so üblich: Jeder Anleger verfügt über einen jährlichen Freibetrag von 801 Euro und muss Kursgewinne, Zinsen und Dividenden darüber hinaus mit 25% zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer versteuern. Der Steuersatz gilt einheitlich und ist nicht abhängig von den sonstigen Einkünften.
Bei ausländischen Brokern spielt die Steuer zunächst keine Rolle. Steuerzahler müssen ihre im Ausland angefallenen Kapitalerträge zusammen mit ihrer Jahressteuererklärung dem Fiskus melden. Die Steuererklärung für 2012 ist am 31.Mai 2013 fällig. Wer sie zusammen mit einem Steuerberater anfertigt, erhält in der Regel ohne weitere Probleme Aufschub bis zum 31.12.13. Dadurch stehen Kursgewinne vollständig für Trades zur Verfügung. Letztlich handelt es sich um einen zinsfreien Kredit vom Finanzamt.
Standort im Ausland ist nicht alles
Überschätzen sollten Trader den Effekt allerdings nicht. Broker aus Großbritannien und anderen Ländern werben gerne mit Beispielrechnungen, denen zufolge der Liquiditätsvorteil hohe, zusätzliche Gewinne ermöglichen soll. Das setzt aber eine positive Performance mit Spekulationsgewinnen voraus: Die Zinsersparnis an sich trägt nur wenig dazu bei.
Wichtiger als ein Zahlungsaufschub für die Abgeltungssteuer ist ein zuverlässiges regulatorisches Umfeld inklusive Anbindung an eine belastbare Einlagensicherung. Beides ist ebenso notwendige Bedingung wie ein faires und möglichst nachvollziehbares Marktmodell (STP mit großem Pool oder ECN) und eine anwenderfreundliche Handelsplattform.
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