Social Forex Trading: Chancen und Risiken eines Trends
Als Einsteiger ohne Lernen und Lehrgeld sofort erfolgreich wie ein Profi handeln: Die Verheißungen des Social Trading locken sogar risikoscheue Neulinge aus der Reserve. Allzu unkritisch sollten Forex Trader dem Trend aber nicht gegenübertreten: Das Konzept weist Schwächen auf und ist möglicherweise mit einem erheblichen systematischen Risiko verbunden.
Auf den ersten Blick scheint die Strategie wasserdicht zu sein. Nutzer von Social Trading-Plattformen stellen sich aus den Strategien der erfolgreichsten Trader ein Portfolio zusammen und beherzigen damit den so wichtigen Grundsatz der Diversifikation. Erweist sich eine von zehn Strategien im Nachhinein als Niete, fällt das nicht so stark ins Gewicht. So jedenfalls liest sich die Theorie.
Moral Hazard im Social Forex Trading?
Eine möglicherweise riskante Schwachstelle ist die Auswahl der „Gurus“ und ihrer Strategien. Diese erfolgt typischerweise anhand von Kennzahlen, nach denen die Angebote (meist absteigend) sortiert werden. Aus Sicht der „Anbieter“ der Strategien ist eine gute Platzierung in diesen Rankings wichtig. Je mehr „Follower“ eine Strategie hat, desto mehr Umsatz generiert sie: Dafür werden die Gurus von den Plattformbetreibern vergütet.
Für die Anbieter existiert deshalb ein Anreiz zu Maßnahmen, die eine gute Positionierung der eigenen Strategie in den Rankings ermöglichen. Eine hohe Rendite lässt sich beispielsweise mit der Inkaufnahme eines sehr hohen Risikos erreichen. Möglicherweise ist es finanziell attraktiver, mit der Chance auf einen Spitzenplatz (Top10 etc.) das Risiko einer extrem schlechten Platzierung einzugehen als an einer mittelmäßig bewerteten Performance festzuhalten.
Im Extremfall könnte ein Nutzer beispielsweise 25 Strategien parallel fahren und in jeder einzelnen ein sehr hohes Risiko eingehen. Sind die Positionen der einzelnen Strategien untereinander nicht zu stark verbunden, erhöht das die Chancen auf eine gute Platzierung mit zumindest einer Strategie (und sei es nur für einen kurzen Zeitraum) beträchtlich. Dass in den anderen Strategien schlechte Ergebnisse erzielt werden, ist dann womöglich zweitrangig. Werden dadurch Follower gewonnen, gewinnt der „Guru“ ebenso wie der Broker – beide verdienen an Umsätzen. Die Rechnung zahlen Trader, die in eine künstlich in den Rankings nach oben gepushte Strategie investieren.
Qualitätskriterien für Social Forex Trading
Selbstverständlich sind solche Fehlanreize beherrschbar – die Plattform muss dafür aber bestimmte Anforderungen an Strategie-Anbieter stellen. Besser als Zertifikate etc. sind finanzielle Hürden. Das oben beschrieben Muster lässt sich durch hohe Mindestumsätze binden, die in jeder Strategie durch ihren Erfinder ständig selbst vorzunehmen sind. Dann lohnt es sich nicht, für eine gute Positionierung einer Strategie dutzende andere vor die Wand fahren zu lassen.
Hilfreich sind auch mehrdimensionale Auswahlkriterien und entsprechend ausgestattete Filter. So sollten nicht nur Performance und Max. Drawdown, sondern auch Trade Ratio und Payoff Ratio berücksichtigt werden – jeweils mit einem zusätzlichen Filter wie beispielsweise einer Mindestanzahl Trades in den letzten X Tagen.
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