Forex: EZB Ausblick lässt keinen Spielraum für Zinsphantasien
Der Euro hat in der abgelaufenen Handelswoche deutlich gegenüber dem Dollar eingebüßt. Die EZB Leitzinserhöhung konnte der Gemeinschaftswährung keinen Schub verleihen. Dazu hätte die Zentralbank mehr Raum für Spekulationen im Hinblick auf Zinserhöhungen in den kommenden Monaten lassen müssen. Nun scheint klar: Der Leitzins wird erst im kommenden Jahr die Marke von 2,0 Prozent nehmen.
Die EZB äußerte sich im Rahmen der Bekanntgabe der Leitzinserhöhung von 1,25 auf 1,50 Prozent zwar besorgt im Hinblick auf mögliche Zweitrundeneffekte. Das ist ein Signal dafür, dass die Inflation auch weiter sehr aufmerksam beobachtet wird. Zugleich deutet das Statement auch darauf hin, dass die Entwicklung der Kerninflation stärker in den Vordergrund rückt. Die lag zuletzt bei 1,4 Prozent.
Die Währungshüter sehen den Höhepunkt der Inflation möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte erreicht. Die Deutsche Bundesbank jedenfalls hält für Deutschland eine Inflationsrate von 3 Prozent am Jahresende für möglich. Für das Jahr 2012 prognostiziert sie aber eine Teuerung von 1,8 Prozent. Das entspricht dem langfristigen Inflationsziel der EZB, das „unter, aber nahe bei“ 2,0 Prozent liegt.
Ein erheblicher Teil der Inflation ist auf den Preisanstieg an den Rohstoffmärkten zurückzuführen. Daraus könnte im nächsten Jahr ein entlastender Basiseffekt resultieren. Wenn die Bundesbank die Inflationsprognose für 2012 exakt auf dem gewünschten Niveau platziert, ist das nur sehr unwahrscheinlich ein Zufall. Vielmehr ist davon auszugehen, dass damit einer starken Zinserhöhung eine Absage erteilt wird.
Volkswirte rechnen mehrheitlich mit nur noch einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte im laufenden Jahr. Erst im nächsten Jahr könnte der Leitzins dann auf 2,0 Prozent steigen. Ob er deutlich darüber hinaus ansteigt, ist ungewiss. Am Bondmarkt kündigt eine zunehmend flache Zinskurve bereits eine deutliche Abkühlung der Konjunktur an. Sollte sich die Eurozone auf eine Rezession zubewegen, wäre der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes vermutlich beendet.
Die Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und anderen Währungsräumen wird deshalb nur geringfügig zunehmen. Die britische und die amerikanische Notenbank werden ebenso wie die Bank of Japan an ihrer Null- und Niedrigzinspolitik festhalten. Von der Geldpolitik sind deshalb keine bullishen Impulse für den Devisenmarkt zu erwarten.
Stattdessen ist es gut möglich, dass die Euro-Schuldenkrise in der kommenden Woche wieder stärker ins Zentrum des Interesses rückt. Zum Wochenausklang belasteten Sorgen um Italien die Aktienmärkte. Italiens Defizit ist zwar überschaubar. Dafür beläuft sich der bestehende Schuldenberg auf ein Volumen nahe 1800 Mrd. Euro. Sollten die Märkte Zweifel an der italienischen Bonität anmelden, könnte sich die Krise deshalb sehr schnell und sehr deutlich verschärfen.
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