Euro verliert – Griechenland und EZB belasten
Der Euro hat in der vergangenen Woche deutlich an Wert eingebüßt. Gegenüber dem US-Dollar gab der Kurs im Wochenverlauf um fast 4 Prozent auf 1,4311 nach. Am Donnerstag waren Aussagen der EZB ursächlich für den Kursrückgang. Am Freitagabend sorgten dann Gerüchte um einen bevorstehenden Austritt Griechenlands aus der Eurozone für Unruhe.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte durchblicken lassen, dass es im Juni keine weitere Zinserhöhung geben wird. Damit hatten die Märkte offenbar nicht gerechnet. Im weiteren Verlauf des Handelstages gab der Euro gegenüber dem Dollar um mehr als 300 Pips nach.
Trichet hatte auf der EZB-Pressekonferenz gesagt, die Zentralbank beobachte „die Entwicklungen mit Blick auf die Preisstabilität genau“. Das Signalwort für eine Leitzinserhöhung im Juni blieb aus: In diesem Fall hätte der EZB-Präsident von „starker Wachsamkeit“ gesprochen. Der Leitzins bleibt damit weiterhin auf dem seit Anfang April geltenden Niveau von 1,25 Prozent.
Ausstieg aus der Expansionspolitik bleibt zögerlich
Am Devisenmarkt war eine weitere Zinserhöhung wegen der starken Teuerungsrate erwartet worden. Die Verbraucherpreise in der Eurozone waren zuletzt um 2,8 Prozent gestiegen. Das langfristige Inflationsziel der EZB bei knapp unter zwei Prozent wurde damit weit überschritten. Dass die EZB sich mit weiteren Zinserhöhungen Zeit lässt, deutet auf einen sehr langsamen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik hin.
Experten glauben an einen Drei-Monats-Rhythmus der EZB. Sal. Oppenheim-Experte Norbert Braems äußerte die Vermutung: „Wahrscheinlich kommt der nächste Schritt im Juli und noch einer Ende des Jahres“. Sofern pro Zinsschritt eine Erhöhung um 25 Basispunkte vorgenommen wird, würde die Marke von 2,0 Prozent in diesem Jahr nicht mehr erreicht.
Ein entschlossenerer Ausstieg auf der lockeren Geldpolitik hätte zu einer Ausweitung der Zinsdifferenz zum US-Dollar und zum Britischen Pfund geführt. Die US-Notenbank Federal Reserve und die Bank of England haben angesichts der in ihren Währungsräumen angespannten konjunkturellen Situation die Zinsen bislang nicht angehoben und werden dies auf absehbare Zeit auch nicht tun.
Steigt Griechenland aus dem Euro aus?
Die zögerliche Haltung der EZB ist sicherlich auch auf die noch immer ungelöste Schuldenproblematik zurückzuführen. Hochverschuldete Staaten wie Irland, Griechenland und Portugal leiden durch harte Sparprogramme unter einer rezessiven Konjunktur. Zinserhöhungen würden die Situation dieser Volkswirtschaften zusätzlich verschärfen.
Am späten Freitagnachmittag hatte Spiegel Online über ein Geheimtreffen der Euro-Finanzminister in Luxemburg berichtet. Auf der Sitzung sollte es nach Angaben des Blattes über einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Währungsunion gehen. Der Bericht, nicht aber das Treffen an sich wurde von allen Seiten vehement dementiert. Am kommenden Wochenende sollen auf EU-Ebene nun Maßnahmen zur Abwendung des griechischen Staatsbankrotts erörtert werden.
Allein die Gerüchte könnten ausreichen, um den Euro in der kommenden Woche weiter auf Talfahrt zu schicken. Am Sonntag sprach ifo-Chef Hans Werner Sinn sich in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. Ein solcher Schritt ermögliche eine Abwertung der Währung und damit die Rückkehr zur wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit.
Einen Kommentar hinterlassen