Forex: Euro-Zone fürchtet Italien-Wahl
Der Ausgang der Wahlen in Italien dürfte die anstehende Handelswoche am FX-Markt maßgeblich prägen. Die Märkte fürchten sich vor einer Rückkehr des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi ähnlich stark wie vor einem Patt mit unklarer politischer Lage. Das italienische Wahlrecht verbietet in der Zeit vor den Wahlen die Veröffentlichung von Umfragen. Inoofiziellen und wohl als seriös einzustufenden Informationen zufolge ist keinesfalls sicher, dass die von Brüssel und Berlin favorisierte Mitte-Links-Regierung in beiden Kammern eine Mehrheit erhält.
Sollte Berlusconi durch die Wahl (möglicherweise auch ohne eigene Mehrheit) wieder zu Einfluss kommen, fürchten Forex Analysten eine Abkehr des Landes von den Konsolidierungsbemühungen und eine daraus folgende Destabilisierung der Währungsunion. Italien ist mit einer Gesamtstaatsschuld von mehr als 2 Billionen Euro nicht nur der absolut betrachtet größte Schuldner der Euro-Krise. Das Land bürgt auch für rund ein Drittel der Kapazitäten der Euro-Rettungsschirme.
Forex Analysten fürchten Abkehr vom Reformkurs bei Sieg Berlusconis
Berlusconi hatte im Wahlkampf das Abgleiten der italienischen Wirtschaft in die Rezession ausschließlich auf die durch ihn in Deutschland lokalisierten Forderungen nach Einsparungen zurückgeführt. Die „deutsche Rosskur“, so seine Forderung, müsse beendet werden. Zu seinen Wahlkampfversprechen zählt unter anderem die Abschaffung der unter Mario Monti eingeführten Immobiliensteuer, die mit der Grundsteuer in Deutschland vergleichbar ist.
Sollten die Zweifel an der Schuldentragfähigkeit Italiens an den Märkten wieder aufflammen, könnte es sehr rasch zu einem starken Anstieg der Renditen für italienische Staatsanleihen kommen. Die Refinanzierung der Staatsschuld würde dadurch verteuert und das Erreichen der Konsolidierungsziele erschwert – ein Mechanismus, der im Zusammenhang mit der Euro-Krise hinlänglich bekannt ist. Italien gilt als zu groß für die Rettungsschirme – zumal auch Spanien seine Defizitziele verfehlen wird und die Regierung in Madrid durch Korruptionsvorwürfe und Massenproteste jeden Tag schwächer wird.
Widersprüchliche Signale aus der Realwirtschaft
Widersprüchlich bleiben derweil die Signale aus der Realwirtschaft. Deutschland und Frankreich verzeichneten im vierten Quartal einen weitaus stärkeren Einbruch der Produktionsleistung als bislang angenommen. Zumindest die deutsche Wirtschaft scheint seit dem Jahresbeginn aber wieder an Fahrt zu gewinnen: Der ifo-Index legte im Februar zum vierten Mal in Folge zu und signalisiert damit Wachstum. Dieses dürfte aber vorwiegend durch den Außenhandel und möglicherweise auch Investitionen erzeugt werden. Der private Konsum in der größten Volkswirtschaft der Eurozone wird weiter schwach.
Die Wahl in Italien läuft bis Montag, 15.00 Uhr. Belastbare Hochrechnungen dürften erst am Abend vorliegen.
Einen Kommentar hinterlassen