Forex: Warten auf Karlsruhe
Die Finanzmärkte sind fast unverändert in die neue Handelswoche gestartet. Am Forex Markt richtet sich das größte Interesse auf Karlsruhe. Am Dienstag wird das Bundesverfassungsgericht in mündlicher Verhandlung über Eilanträge gegen ESM und Fiskalpakt entscheiden. Sollte es die Konstrukte zumindest vorläufig als verfassungswidrig einstufen, dürfte der Euro am Devisenmarkt deutlich unter Druck geraten.
Am Montagmittag notierte der Euro bei 1,2296. Die Marke von 1,23 war nach der EZB-Zinssenkung gefallen. Die Zentralbank hatte den Zinssatz in der vergangenen Woche von 1,00 auf 0,75 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit dem Inkrafttreten der Währungsunion reduziert. Der Schritt war – auch in dieser Größenordnung – von den meisten Forex Analysten erwartet worden.
Forex Analysten: Leitzinssenkung wird verpuffen
Die EZB hatte die Zinssenkung unter Hinweis auf die sich eintrübende Konjunktur und den ihrer Ansicht nach abflachenden Inflationsdruck vorab durchblicken lassen. Forex Analysten bezweifeln, dass die abermalige Verbilligung von Zentralbankgeld nennenswerte positive Effekte auf die Konjunktur ausüben wird. Im Tenor herrscht die Ansicht vor, dass die Finanzierungsbedingungen in den Euro-Kernländern ohnehin schon günstig seien und dass die Leitzinssenkung zugleich nichts an den hohen Finanzierungskosten in der Euro-Peripherie ändere.
Selbst wenn das Verfassungsgericht den ESM für verfassungskonform halten sollte, dürfte die Euro-Krise damit nicht beendet sein. In der vergangenen Woche wurde an den Bondmärkten deutlich, dass sich die Marktteilnehmer mit den Maßnahmen nicht zufrieden geben. Nur eine Woche nach der Ratifizierung des ESM durch Bundestag und Bundesrat stiegen die Renditen spanischer Staatsanleihen bereits wieder über die Marke von 7 Prozent. Italienische Titel notierten bei mehr als sechs Prozent. Dort notierten sie auch am Montag.
Die Konjunktur droht einzubrechen
Die Euro-Krise ist ganz unabhängig vom Bundesverfassungsgericht und vom Außenwert des Euro dabei, eine neue Stufe zu erreichen. Es spricht vieles dafür, das Unternehmen in wachsendem Umfang Aktivitäten zurückstellen und den Ausgang der Krise abwarten. Sollte sich dieses Bild verfestigen, würde dies den Handlungsdruck auf politischer und institutioneller Ebene weiter verstärken.
Einen (weiteren) starken konjunkturellen Einbruch kann sich die Eurozone möglicherweise nicht leisten. In einem solchen Fall würden die Defizite der öffentlichen Haushalte anwachsen, was zuerst zu einem weiteren Anstieg der Finanzierungskosten für die ohnehin schon überforderten Euro-Länder führen würde. Auch Deutschlands Bonität könnte rasch leiden, wenn Belastungen aus der bisherigen Rettungspolitik die Staatsverschuldung erhöhen, die Refinanzierungskosten steigen und die Steuereinnahmen rückläufig sind.
Für eine Überraschung sorgte in der letzten Woche Finnland: Die Finanzministerin des Landes ließ durchblicken, dass das Land nicht um jeden Preis im Euro bleiben wolle.
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