Forex: Wann handelt die EZB?
Der Euro ist nach schwachem Start in Fernost mit Gewinnen in die neue Handelswoche gestartet. Im Forex Handel notierte die Gemeinschaftswährung gegen 16:00 Uhr bei 1,2493. Das Tagestief lag bei unter 1,24. Der Fokus der Marktteilnehmer richtete sich zum Wochenauftakt auf die EZB. Die sieht sich mit immer lauter werdenden Rufen nach einer Zinssenkung konfrontiert.
Unter anderem die beiden französischen Großbanken BNP Paribas und Credit Agricole rechnen mit einer Zinssenkung bereits in dieser Woche. Der EZB-Rat tagt aufgrund des Feiertages am Mittwoch. Volkswirte der BNP Paribas fordern von der EZB sogar einen Zinsschritt um 50 Basispunkte. Die Hoffnung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik fußt auf den schwachen Konjunkturdaten, dem nachlassenden Inflationsdruck und den wachsenden Ereignisrisiken im Zusammenhang mit Griechenland und Spanien.
Forex Analysten: EZB könnte EU-Gipfel abwarten
Die Einkaufsmanager-Indizes hatten zuletzt deutlich gemacht, dass die wachsende Krisen-Angst auf die Stimmung in den Unternehmen durchgeschlagen hat. Viele Länder der Eurozone befinden sich bereits in einer hartnäckigen Rezession.
In der vergangenen Woche hatten schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt die Finanzmärkte überrascht. Ausgerechnet im Wahljahr scheint es der US-Regierung trotz beispielloser Unterstützung durch die Notenbank nicht zu gelingen, die für amerikanische Verhältnisse hohe Arbeitslosenquote von mehr als acht Prozent abzubauen.
Es gibt allerdings Argumente dafür, dass die EZB den Leitzins zumindest in dieser Woche nicht verändert. Die Zentralbank könnte die Parlamentswahlen in Griechenland abwarten, von deren Ausgang sich Klarheit im Hinblick auf einen möglichen Austritt der Griechen aus der Eurozone erhofft wird. Ende Juni findet zudem der EU-Gipfel statt. Viele Forex Analysten glauben nicht an eine Zinssenkung in dessen Vorfeld. Damit würde die EZB Druck von der Politik nehmen, die bestehenden strukturellen Probleme anzugehen.
Draghi nicht so berechenbar wie Trichet
Forex Analysten sind sich darin einig, dass der Kurs der EZB unter ihrem seit November amtierenden Präsidenten Mario Draghi nicht mehr so gut prognostizierbar ist wie unter Amtsvorgänger Jean-Claude Trichet. Draghi hatte im November den Leitzins deutlich gesenkt und damit die Märkte überrascht.
Viele Beobachter halten eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die EZB in den kommenden Wochen für möglich. Die Refinanzierungskosten für Spanien und Italien liegen mittlerweile über der Schmerzgrenze. Insbesondere Spanien steht immer stärker unter Druck, will aber trotz der anstehenden Sanierung des Bankensektors und des anhaltend hohen Defizits keine internationalen Hilfen in Anspruch nehmen. Anleihekäufe der EZB könnten in dieser Hinsicht eine „Übergangslösung“ darstellen.
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